Ritter : Tischfeuerzeuge aus China, Hong Kong, etc.

02.03.2012 21:58
avatar  Hesse
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Hallo zusammen.

Heute zeige ich euch dann noch zwei „moderne“ unspektakuläre Gas-Tischfeuerzeuge aus junger asiatischer Produktion.


Die Singapore Brewery (gehört zu den Asia Pacific Breweries im Heineken-Verbund) gab diese Tischfeuerzeuge entweder als Werbung zu ihrer Biersorte Baron`s Strong Brew aus, oder man konnte sie in der Brauerei erwerben.


Zum Baron`s Strong Brew sind bisher 4, mir bekannte, Feuerzeuge erschienen.
Die 2 hier vorgestellten Ritter mit Schwert bzw. „Morgenstern“ (dazu später mehr), dazu noch ein Katapult und eine Armbrust (besitze ich derzeit beide noch nicht).
Über eine fünfte Variante (Ritter mit Lanze) hab ich bisher nur etwas vages gelesen.


Der Sockel ist bei den hier gezeigten Modellen ein Spritzgußteil, in welchem dann auch alle feuerzeugrelevanten Teile untergebracht sind.
Gezündet wird mit dem Hebel auf der rechten Sockelseite.
Dieser Hebel löst die verbaute Piezozündung aus und öffnet bzw. schließt das Gasventil.
Die Flamme erscheint dann vor den Füßen des Ritters.
Der Ritter an sich ist ein gegossenes Kunststoffteil ohne jede weitere Funktion.
Beide Feuerzeuge sind bei voller Funktion und besitzen zudem auch noch ihre Originalverpackung.


Da der Ritter mit dem Morgenstern aus historischer Sicht einen Fehler besitzt, folgt nun noch ein kurzer Ausflug in die Geschichte.


Die auf den ersten 3 Bildern zu sehende Waffe des Ritters wird im Volksmund „Morgenstern“ genannt. Genaugenommen, ist diese Waffe aber kein Morgenstern sondern ein Flegel mit kurzer (unüblicher) Stange, noch dazu hat diese Waffe in dieser Form im Mittelalter nicht existiert. Dieses Irrglauben-Phänomen hat seinen Ursprung in der Gründerzeit/Historismus wo mit viel Fantasie „alte Dinge und Formen“ adaptiert wurden um neue Dinge, Formen, Strukturen oder Architekturen entstehen zu lassen. In dieser Zeit entstand dann auch die Morgenstern-Variante, bestehend aus Kugel, Kette und kurzem Griff. Der beim Ritter verwendete Morgenstern ist daher zeitgeschichtlich falsch und weiterhin auch nicht zu gebrauchen, da die dargestellte Kugel die ungefähre Größe eines Fußballs hat und somit unmöglich im Kampf zu führen gewesen wäre….


Der im Mittelalter (ab dem 11. Jh.) tatsächlich vorkommende Morgenstern war eine simple Konstruktion, bei welcher ein mit Spitzen, Nieten, Nägeln, Klingen oder ähnlich ausgestatteter Schlagkopf fest an einem 50-80 cm langen Holzstab befestigt wurde und im Kampf wie ein Beil oder eine Axt geführt wurde. Längere Exemplare sind nur sehr vereinzelt bekannt und sind aufgrund der Länge als Einhandwaffe kaum zu beherrschen. Die Form des Schlagkopfes gab es in vielen Varianten (zylindrisch, mehreckig, kegelig, etc) aber vermehrt war der Schlagkopf als (Eisen)Kugel geformt.


Der Morgenstern erfährt im Kampf durch seine Kopflastigkeit eine enorme Beschleunigung und seine Hiebwirkung ist dem entsprechend hoch. Ein Morgenstern wird üblicherweise mit einem Riemen in der Faust gehalten oder am Handgelenk befestigt um dem Verlust der Waffe im Kampfgetümmel vorzubeugen. Der Kampf mit einem schweren Morgenstern ist dabei eine recht kraftintensive Sache und führt bei ungeübten/untrainierten Personen schnell zu Ermüdungserscheinungen.


Der Morgenstern wurde (fast) nie zu Pferde benutzt, sondern von Fußtruppen und dort fast nur von Söldnern oder Kämpfern aus den niederen Ständen, da das Benutzen des Morgensterns (durch die Verwandschaft zu bäuerlichen „Waffen“ und Geräten) vom Adelsstand als unritterlich angesehen wurde. Es ziemte sich daher für einen Ritter mit hohem Stand in der Gesellschaft nicht, zu solch einer ordinären Waffe zu greifen.


Morgensterne sind als Kriegswaffe europaweit bis Anfang des 17. Jh. dokumentiert. Nach einer Weile Pause tauchte der Morgenstern dann noch mal als Nahkampfwaffe in den Grabenkämpfen während des 1. Weltkrieges auf, bis er dann allmählich gänzlich von der Bildfläche verschwand.


Die Wortherkunft des Morgensterns ist nicht zweifelsfrei belegbar und es gibt dies bezüglich einige Theorien. Da das Mittelalter eine sehr gottesfürchtige und gläubige Zeit war liegt eine religiöse Bedeutung nahe, was zahlreiche religiöse Inschriften auf Waffen untermauern. Schon in der Bibel wird Jesus Christus als Morgenstern bezeichnet. Allerdings gab es mit Luzifer auch den gefallenen Morgenstern als Gegenstück.


Auf dem vorletzten Bild seht ihr als kleines Anschauungsobjekt noch einen schweren, gegossenen Schlagkopf-Rohling im Vergleich zu einem Zippo Regular.
Mit diesem Schlagkopf (Durchmesser 70 mm ohne Spitzen, 1300 Gramm Gewicht) ist es schon ohne weiteres möglich, Löcher in die Motorhaube eines heutigen Autos zu schlagen.

Das letzte Bild zeigt ein Stück aus meiner Mittelalter-Sammlung und ist ein von den Proportionen her "historisch korrekter Morgenstern", obwohl es eigentlich ein Flegel ist.
Das Teil ist schon ziemlich alt. Es ist ein Original aus der Anfangszeit des Historismus.


Hmmm, der geschichtliche Ausflug ist nun doch etwas länger geworden als erwartet...
Von daher: Sorry für die evtl. entstandene Langeweile beim Lesen…


Viele Grüße
Der Hesse

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04.03.2012 18:32
avatar  Hesse
#2
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Hallo zusammen.


Heute zeige ich euch mal… (hmm, wie soll ich dieses Ding bloß nennen..?) … den Ritter mit der traurigen Gestalt (oder auch ein anatomisches Wunder aus Asien.)


Dieses Tisch-Gasfeuerzeug (200mm Höhe) stammt aus chinesischer Produktion und der arme Ritter trägt die Arme leider etwas unterhalb der Achseln.
Noch dazu braucht der olle Blechmann wohl auch erst ein Mieder um sich eine Wespentaille zurecht zu schnüren, bevor er sich seine Rüstung anlegen kann.


Wenn man den linken Arm des Ritters nach hinten bewegt, betätigt man die im Helm untergebrachte Piezozündung.
Der Schwertarm ist ebenfalls beweglich, besitzt aber keinerlei Funktion.


Das Teil besitzt einen gegossenen mehrteiligen Korpus und ist optisch (und technisch) wahrhaftig nicht der Hit, gehört aber irgendwie in meine „mittelalterliche Sammlungs-Sektion“ dazu.

Viele Grüße
Der Hesse

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